AAL AUSTRIA
Der demografische Wandel zählt zu den größten gesellschaftlichen, sozialen und politischen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft. AAL AUSTRIA nimmt sich dieser Herausforderung an und verbindet AkteurInnen aus Forschung, Wirtschaft, Gesundheits- und Sozialdienstleistung, um die Auswirkungen der sich verändernden Familien-, Wohn- und Lebenssituationen durch intelligente Technologien und soziale Innovationen abzufedern.
Solche Lösungen werden unter dem Begriff AAL (Ambient Assisted Living) zusammengefasst und können mit "altersgerechte Assistenzsysteme für ein gutes und unabhängiges Leben" übersetzt werden. Dabei geht es im Wesentlichen um Digitalisierungslösungen, die neue Technologien mit dem persönlichen und sozialen Umfeld verbinden, um die Lebensqualität für Menschen aller Altersgruppen zu erhöhen.
Für eine überregionale und flächendeckende Umsetzung von AAL-Lösungen sind umfassende Maßnahmen auf politischer, wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Ebene erforderlich. Vor diesem Hintergrund wurde im April 2012 die Innovationsplattform AAL AUSTRIA mit dem Ziel gegründet, die heterogene Stakeholderlandschaft im Bereich von AAL zu vernetzen, um so den Auf- und Ausbau einer österreichischen AAL-Community und die Sichtbarkeit des Themas AAL auf allen Ebenen der öffentlichen Wahrnehmung zu fördern.
AAL AUSTRIA agiert aber nicht nur als Vernetzungsplattform, sondern bildet auch das Sprachrohr für die verschiedenen Stakeholdergruppierungen.
Ziele/Mission/Strategie
AAL AUSTRIA will AAL-Lösungen und -Informationen einem breiten Markt bekannt und zugänglich machen und vernetzt dazu Wissenschaft und Praxis unter anderem durch
- Erarbeitung von Empfehlungen und Leitlinien für eine anwenderund marktgerechte Entwicklung von AAL-Lösungen
- Organisation von Veranstaltungen zum Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch
- Kommunikation neuer Erkenntnisse und Informationen mittels Website und Newsletter
- Kooperation mit Multiplikatoren zur Verbesserung der Breitenwirkung.
Internationales/Kooperationen
AAL AUSTRIA ist auf Österreich ausgerichtet, blickt aber aktiv über die Grenzen und verfolgt speziell europäische Entwicklungen, die bei entsprechender Relevanz über die AAL AUSTRIA Kommunikationskanäle vermittelt werden.
Darüber hinaus werden auf eigenen Veranstaltungen internationale Keynote Speaker eingeladen. Umgekehrt nimmt AAL AUSTRIA an relevanten internationalen Veranstaltungen teil - wie etwa der AAL-Konferenz in Deutschland oder am europäischen AAL-Forum.
Arbeitsgebiete/Themen
Durch den Einsatz geeigneter AAL-Lösungen und entsprechender Dienstleistungen soll den BürgerInnen lange eine selbstständige und selbstbestimmte Lebensführung in den eigenen vier Wänden ermöglicht werden. Dazu müssen in einer ersten Phase die AkteurInnen aus Forschung, Wirtschaft, Dienstleistung und Politik auf die Potenziale und Herausforderungen von Digitalisierungstechnologien zur Steigerung der Lebensqualität zu Hause aufmerksam gemacht werden.
AAL AUSTRIA setzt hierzu verschiedene Schwerpunkte:
- AAL als Lifestyle-Thema - Promotion der österreichischen AAL-Testregionen
- Von der Praxis für die Praxis - Austausch von Erfahrungen mit dem Einsatz von AAL-Lösungen
- AAL made in AUSTRIA - Promotion von marktreifen österreichischen AAL-Lösungen
Viele Themen müssen erst in größeren Runden erarbeitet und diskutiert werden. Neben
thematischen Einzelworkshops und Veranstaltungen bieten Arbeitskreise (AK) die Möglichkeit, mit ExpertInnen Positionen zu erarbeiten.
Ein paar aktuelle Beispiele sollen das illustrieren:
- Ausarbeitung des ersten Positionspapiers für eine österreichische AAL Vision 2025 (AK Vision)
- Gestaltung eines niederschwelligen Videos "Was ist AAL?" (AK Vision)
- Erarbeitung eines Leitfadens für die Behandlung ethischer Fragestellungen in AAL-Projekten (AK Ethik)
- Entwicklung einer Datenbank zur Sammlung der österreichischen AAL-Kompetenzen (AK Kompetenznetzwerk)
Wichtig bei all diesen Arbeiten, in denen ältere Menschen im Mittelpunkt stehen, ist die Einbeziehung entsprechender Expertise. Durch Kooperationen wie etwa mit dem "Netzwerk Altern" der Österreichischen Plattform für Interdisziplinäre Alternsfragen (ÖPIA) stellt AAL AUSTRIA sicher, dass die Aspekte des Alterns breit abgedeckt werden.
Success Stories/Leitprojekte
AAL-Testregionen: Gemeinsam sind wir stärker
In Österreich sind bereits acht AAL-Testregionen etabliert worden, die eine breite Palette von AAL-Lösungen in insgesamt über 500 Haushalten im Praxiseinsatz evaluieren. Dazu zählen Smart-Home-Anwendungen im Sinne von Komfort- und Lifestyle-Elementen ebenso wie Lösungen zur Unterstützung von Pflege und Betreuung im häuslichen Umfeld.
Diese geförderten Projekte evaluieren über eine Laufzeit von meist drei Jahren Einzellösungen und Lösungsbündel im praktischen Einsatz. Dabei wird im Vergleich zu einer Kontrollgruppe nicht nur die tatsächliche Nutzung der Lösungen bewertet, sondern auch der soziale Mehrwert.
Bereits seit 2016 unterstützt AAL AUSTRIA die Testregionen bei Vernetzung und Erfahrungsaustausch sowie bei der Verbreitung der Projektergebnisse, um so die Community bei ihren weiteren AAL-Entwicklungen zu fördern.
Obwohl unterschiedliche Technologien und Anwendungen zum Einsatz kommen und sich die Testregionen in unterschiedlichen Entwicklungsstadien befinden, können die Testregionen gegenseitig voneinander profitieren: Wie sollen AnwenderInnen für den Testeinsatz rekrutiert werden, was gilt es aus ethischer Sicht zu beachten, welche Wirkparameter sollen wie erfasst werden uvm.
Ein Austausch von "good practices" verbessert die Lernkurve und steigert die Erfolgschancen. Veranstaltungen mit einem hohen Dialoganteil sind daher für den Erfahrungsaustausch zentral. Zu diesem Zweck hat AAL AUSTRIA 2018 gemeinsam mit den Testregionen die erste österreichische AAL-Praxiskonferenz "Von der Praxis für die Praxis" initiiert. Aufgrund des großen Erfolgs wird 2019 eine weitere Praxiskonferenz stattfinden.
Wirkungsanalysen als Erfolgsfaktor für altersgerechte Assistenzsysteme
Die Lebenssituationen älterer Menschen sind heutzutage sehr vielfältig. Während die einen selbstbewusst innovative Technologien für ein unabhängiges und gesundes& Leben nutzen, haben andere noch große Scheu und Ängste, fremdbestimmt zu werden.
Mögliche Wirkungen neuer Technologien standen auch im Mittelpunkt einer von der AAL AUSTRIA moderierten Podiumsdiskussion im Rahmen des Smart City Forums - "Aktives Altern findet Stadt" am 27. Oktober 2018 in der Wiener Planungswerkstatt. Ältere Menschen, aber auch SozialdienstleisterInnen haben mittlerweile die Potenziale von AAL-Lösungen erkannt, jedoch wurde deren Mehrwert bisher unzureichend verifiziert, so der Tenor der Diskussion.
Die Untersuchung der Wirkungen neuer Technologien setzt geeignete (Effizienz-)Indikatoren und Messinstrumente voraus. Das vom Center for Technology Experience des AIT Austrian Institute of Technology geleitete Forschungsprojekt EvAALuation2 zielt auf die Unterstützung von Evaluierungen unter Einbeziehung subjektiver, institutioneller und gesellschaftlicher Perspektiven durch die Bereitstellung praxistauglicher Messinstrumente ab. Im Vordergrund stehen hierbei die Anwendungsbereiche Gesundheit, Pflege sowie Tätig-Sein & Humanpotenzial.
Die Wirkungen von AAL-Lösungen werden aktuell im Rahmen der AAL-Testregionen WAALTeR (Wien), Smart VitAALity (Kärnten) und fit4AAL (Salzburg/Wien) untersucht.
So werden beispielsweise in der Wiener AAL-Testregion WAALTeR altersgerechte Anwendungen aus den Bereichen Kommunikation, Sicherheit, Gesundheit und Mobilität zu einer integrierten Gesamtlösung zusammengefasst.
Ziel ist es, ältere Menschen durch die Technologie bei einem aktiven, selbstbestimmten Leben zu unterstützen. Mittels einer 18-monatigen experimentellen Feldstudie mit über 150 TeilnehmerInnen sollen Einflüsse der Technologie auf die Lebensqualität älterer Menschen empirisch nachgewiesen werden. Umfangreiche Ergebnisse zur Nutzung, Akzeptanz und den Wirkungen von AAL-Technologien konnten auch bei der im Rahmen der Salzburger AAL-Testregion ZentrAAL durchgeführten Evaluierungsstudie erzielt werden.
Die Projekte EvAALuation2, Smart VitAALity, fit4AAL, ZentrAAL und WAALTeR werden im Rahmen des Förderprogramms "IKT der Zukunft - benefit: Demografischer Wandel als Chance" vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie gefördert.